Anfragen per E-Mail

Regelmässig werde ich per E-Mail angeschrieben, weil die Absenderin oder der Absender eine alte Flasche Whisky einschätzen lassen möchte. Doch nur weil eine vergessene Flasche Whisky im Keller nach vielleicht 40 Jahren wieder auftaucht, muss diese nicht an Wert zugelegt haben. Für mich ist es oft schwierig, da die angehängten Fotos nicht die wichtigen Angaben zeigen, oder die Aufnahmen qualitativ regelmässig zu wünschen übrig lassen, weil sie zum Beispiel nicht genug scharf sind.

Bei Nachfrage steigt der Wert

Dort wo eine entsprechende Nachfrage besteht, wird der Whisky an Wert zulegen. Das ist ein klassisches ökonomisches Gesetz.

Alte Originalabfüllungen zum Beispiel von Macallan, Bowmore oder anderer Marken erzielen regelmässig hohe Preise an Auktionen. Ebenso sind es Whiskys von stillgelegten Brennereien, deren Wert zulegen kann. So hat zum Beispiel eine einzelne Flasche eines 8-jährigen Rosebanks den vergleichbaren Wert eines durchschnittlichen Einfamilienhauses. Selbst aktuelle Abfüllungen eines Port Ellen kosten immer mehrere tausend Franken, da dieser Whisky so in der Form nicht mehr hergestellt werden kann. Diese Fässer reiften nun mehr als 30 Jahre und erzielen jeweils hohe Renditen pro Einzelfassabfüllung. Auch wenn in ein paar Jahren die Brennerei wieder in Betrieb gehen wird. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der neue Port Ellen anders schmecken. Ausserdem wird es Jahre dauern, bis der neue Port Ellen abgefüllt werden kann. Doch der neue Whisky aus der gleichnamigen Brennerei wird bestimmt nicht mehr die selben hohen Preise erzielen können wie die alten Abfüllungen. Aber nicht nur die genannten Marken können hohe Preise erzielen. Eine Vielzahl an Brennereien haben oft seltene und hochpreisige Whiskys im Angebot. Man denke nur an die Jahrgangsabfüllungen von Glen Grant oder Glenfarclas. Aber auch ein Ardbeg 17 Jahre, oder ein 1974 erzielen hohe Preise. Die Liste lässt sich beliebig weiterführen. Auf Seiten wie whiskyauctions.com kann man den Wert ganz gut einschätzen.

Whiskys sind oft nur millionenfach abgefüllte Blends

Doch um diese Whiskys geht es in den Anfragen in der Regel nicht. Meistens werden mir Fotos gesendet von einer vergessenen Flasche Ballentine’s oder Johnnie Walker, die der Grossvater im Keller hat liegen lassen. Diese Blends werden noch heute hergestellt. Meist kosten sie nur wenige Franken im Supermarkt. Daher kann man höchstens einen geringen Liebhaberwert erwarten, wenn jemand diese alte Flasche, meist im Zusammenhang mit einem besonderen Etikett sammelt. Sehr selten sind es Sonderabfüllungen, die vielleicht doch ein paar Franken mehr Wert sind. Dann aber findet man in der Regel im Internet leicht selbst heraus, wenn die Abfüllung des Blends etwas hochpreisiger wäre.

Suspekte Anfrage

Noch besser war kürzlich eine Anfrage mit dem Foto von einem speziellen Dekanter. Angeblich sei diese Flasche aus den 1960’er Jahren und mit „Made in France“ gekennzeichnet. Da aber diese Flasche überhaupt keine Etikette hatte, kann auch kein Nachweis erbracht werden, aus welcher Brennerei die Flasche stammte und ob es sich überhaupt um Whisky handelte. Nachdem ich zurückschreiben wollte, war die E-Mail Adresse bereits gelöscht. War das eventuell eine nicht ganz legale Anfrage?

Aufwand ohne Wertschätzung

In der Regel schreibe ich den Personen zurück, die mich anschreiben. Jedoch sind die angefragten Flaschen Whiskys meistens kaum mehr Wert als eine neue Flasche aus dem Supermarkt. Dass die jeweiligen Personen dann enttäuscht sind, kann ich natürlich verstehen. Aber eben: nicht alles was alt ist muss auch wertvoll sein.

Jedoch verstehe ich nicht, dass man die Antwort als selbstverständlich hinnimmt und nicht mal ein Danke zurückschicken kann, auch wenn der Whisky leider kein Vermögen Wert hat. Es wird alles als selbstverständlich angesehen und ich investiere viele Stunden in die Pflege dieser Website.