Gespannt schaute man auf die wirtschaftliche Situation der Whisky-Industrie, die in den letzten Tagen bekanntgegeben wurde. Brexit, der Corona Lockdown und US-Strafzölle haben dabei ihre Spuren hinterlassen. Betrachten wir die Zahlen etwas genauer.
Exporte 2020 weltweit und die US-Strafzölle (Umsatz)
Mitte Februar 2021 gab es aus der Whisky-Branche eine wirklich schlechte Nachricht. Wegen der US-Strafzölle und auch wegen der Corona-Pandemie brach der Export weltweit um 23% ein. Das entspricht einem Umsatzrückgang von rund 1.1 Mia. Pfund Stirling. Im Gesamten wurden rund 13% weniger an Flaschen ins Ausland exportiert. Das sind unglaubliche Zahlen. Das bedeutet auch, dass die Kunden günstigere Whiskys gekauft haben. Das ist sicherlich auch der Pandemie geschuldet, wo die Kunden verständlicherweise sparsamer sind und ihr Geld besser zusammenhalten.
Aufgeteilt bedeutet das, dass wegen der US-Strafzölle die Exporte in die USA sogar einen Rückgang von 32% zu verzeichnen haben. Der Export in die EU sind um 15% zurückgegangen. Beim Lockdown haben vor allem die Gastronomie und der Travel Retail zu kämpfen. Hier brachen die Umsätze weltweit gar um 70% ein.
Brexit
Der Brexit hat ebenfalls bereits seine Spuren hinterlassen. Vor allem die bürokratischen Hürden dämpfen die Aussichten. Selbst Privatpersonen klagen über die schlechte Verfügbarkeit, um Produkte aus Großbritannien einzuführen.
Andererseits wird gerade von der Presse hier der Teufel an die Wand gemalt, dass vor allem die kleinen Brennereien keine Paletten mehr in den europäischen Raum liefern könnten. So klagte angeblich die Isle of Harris Distillery, dass sie ihren Gin nicht nach Deutschland liefern könnten, da kein Transportunternehmen nur eins oder zwei Paletten exportieren möchte wegen der bürokratischen Hürden.
Doch diverse Importeure und Distributoren, mit denen ich persönlich gesprochen habe, sehen die Situation etwas entspannter. Natürlich ist der Aufwand höher für die Spediteure. Es gibt mehr Papierkram zu erledigen und die Wartezeiten an den Grenzen dauern länger. Natürlich führt das zu Verzögerungen und auch zu Mehrkosten.
Aussichten 2021
Generell darf man aber nicht nur den schwarzen Peter an die Wand malen, denn es gibt doch auch positive Beispiele und Hoffnung. Hoffnung haben die Schotten, dass Großbritannien mit den USA ein neues Handelsabkommen aushandeln könnte, da sie nicht mehr Teil der EU sind. Auf der anderen Seite sieht ein Großteil der Schotten es nach wie vor als Fehler an, dass sie aus der EU ausgetreten sind.
Auf der anderen Seite sieht man, dass die weltweite Nachfrage doch in Teilen auch positiv ist. Fokussiert man die wirtschaftliche Situation auf einzelne Marken, sieht es oft ganz gut aus. Man schaue nur die Nachfrage nach dem Lagavulin 16 Jahre Single MaltSingle Malt Whisky, oder in der Kurzform oft nur Single Malt genannt, ist ein Whisky, der genau aus einer Brennerei stammen darf und bei der Herstellung nur die folgenden Zutaten enthalten darf:
• Malz (ausschließlich aus Gerste hergestellt)
• Wasser
• Hefe
Das Wort Single bedeutet eben, dass der Whisky nur aus einer Brennerei stammen darf. Im Gegensatz dazu gibt es den Blended Malt. Dieser ist aus mehreren Single Malt Whiskys hergestellt bzw. vermischt worden. Mehr an. Dieser wird leider bald nur noch limitiert zur Verfügung stehen. Das ist der weltweiten Nachfrage geschuldet, aber vielleicht auch dem Lockdown. Ähnlich geht es auch mit Whiskys von Springbank, Arran oder Balvenie, um nur ein paar wenige zu nennen. Man sollte sicherlich noch keine Hamsterkäufe vornehmen, aber mit Einschränkungen ist über lange Sicht zu rechnen.
Wenn man schaut, wie viele Brennereien gebaut wurden, oder sich noch im Bau befinden. Auch hier wurden bis dato viele schönen Geschichte geschrieben. Nicht zuletzt, weil gerade die kleinen Brennereien in privater Hand viel agiler handeln können und neue Wege gehen.
Wie schätzt Du die Situation ein? Hast Du bisher eigene Erfahrungen gemacht, vielleicht beim Bestellen von Whisky direkt in Schottland?
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