Geschichte

Seit gut 20 Jahren wird das Whiskyschiff in Zürich durchgeführt, so auch im November, 2018, also dem Jubiläumsjahr. Im Laufe der Zeit gab es einen Wechsel beim Veranstalter, aber eben auch für die Location. Hatte das Whiskyschiff Zürich bis dato immer am Bürkliplatz angelegt, so wurde 2017 der Standort gewechselt. Hauptgründe für den Wechsel waren diverse Auflagen der Stadt, aber auch das Problem, dass sich die Messe nicht vergrössern liess. So konnten leider nicht mehr Schiffe dazugebucht werden, da diese teilweise bereits im Winterdock zur Überholung waren. Das Thema wurde Jahr für Jahr aufs Neue diskutiert und so kam dann der Zeitpunkt, um an einen grösseren Veranstaltungsort zu wechseln: dem Albisgüetli. Dieser Ort in Zürich ist sehr geschichtsträchtig für die Stadt und bietet neben einem gemütlichen Ambiente auch etwas mehr Platz für die Aussteller.  Aber auch die Besucher haben mehr Platz, um zwischen den Ständen hin und her zu pilgern. Ob der Platz auf Dauer ausreichen wird, kann ich nicht sagen. Jedoch musste vor dem Albisgüetli letztes Jahr schon mit Zelten „angebaut“ werden.

Wahl des neuen Standorts

Auch bei der Wahl zum Albisgüetli hört man Unterschiedliches: so behaupten die einen, dass sie als Aussteller nie gefragt wurden. Ich war selbst auch zweimal Aussteller und konnte mich im Vorfeld auch nie einbringen. Ich war aber auch ein kleiner Aussteller mit einem Angebot ohne Whisky. Andere Aussteller wiederum sagen, dass es drei Locations gab, die zur Auswahl standen: neben dem Albisgüetli gab es die Alternativen im Rapperswiler Hafen oder aber im Kultur- und Kongresszentrum Trafo in Baden. Angeblich haben sich die Aussteller, die eingeladen waren mit grosser Mehrheit für das Albisgüetli entschieden.

Und so wurde die Whiskymesse im November 2017 zum ersten Mal an der neuen Location durchgeführt.

Viel Gutes, aber auch Unmut nach der Whiskymesse im Albisgüetli

Nach der Messe gab es wohl so einigen Unmut bei Ausstellern, aber wohl auch bei einigen Besuchern. Ich gebe hier einfach mal wieder, was ich gehört habe, auf möglichst objektive Weise.

Wie eingangs erwähnt, fanden es die Besucher gut, dass mehr Platz da war und man entspannter am Stand verweilen konnte, ohne im dichten Gedränge stehen zu müssen. Als Nachteil empfanden die Besucher jedoch, dass das Catering nach wie vor mangelhaft war. So wurde bemängelt, dass wieder der gleiche Catering-Service am Eingang stand. Alternativ stand aber das Restaurant im Albisgüetli zur Verfügung. Jedoch war dies meist derart voll, dass man keinen Platz fand und man wohl auch ewig auf sein Essen bzw. die Getränke warten musste.

Von den Ausstellern war zu hören, dass weniger Umsatz gemacht wurde und auch weniger Degustationsmuster konsumiert wurden. Als Degustationsmuster definiert sich ein Dram Whisky (1 cl). Das Zelt, wo sich die Schweizer Whisky-Hersteller befanden, wurde von vielen Besuchern gemieden, da dieser Bereich nicht zwingend durchlaufen werden musste, aber auch weil teilweise die Heizung ausgefallen war. Es gab sicher noch die eine oder andere Story mehr, aber das waren die Hauptgründe für einen gewissen Unmut. Für viele der Aussteller ist die Whiskymesse in Zürich einer der Hauptumsatzträger im Jahr.

Betrachtung aus meiner Sicht

Wer mich kennt, der weiss, dass ich einen Whiskyshop hatte, ein Whiskybuch geschriebene habe, immer wieder Tastings durchführe und auch am einen oder anderen Messestand schon mitgeholfen habe. Und das wird auch in Zukunft so sein. Ich kenne die Schweizer wie auch Deutsche Whisky-Szene daher recht gut. Aus dem Grund möchte ich mal aus meiner Sicht zusammenfassen, was vielleicht zum Verständnis betragen kann, warum hier das eine oder andere so lief wie es lief.

Wer ganz allgemein den Markt betrachtet, der hat auch mitbekommen, dass bei vielen Whiskyherstellern in den letzten Jahren die alten Abfüllungen immer rarer werden. Mit NAS-Whiskys, also solchen ohne Altersangabe, wurden neue Produkte geschaffen, die die Nachfrage decken sollte. Solche Whiskys sind nicht schlechter, aber sie sind in der Regel preislich günstiger, als solche mit Altersangabe. Und die Whiskys mit einem hohen Alter, vornehmlich Single Malts, sind massiv teurer geworden, da die Nachfrage da ist, aber eben wenig Angebot. So konnten an den Messen einerseits mehr Flaschen Whiskys verkauft werden, aber eben zu günstigeren Preisen. Bei den wirklichen Liebhaberstücken konnte nicht die nötige Menge geliefert werden und somit konnte in dem höheren Preissegment entsprechend weniger verkauft werden. So dreht sich das ganze Gefüge zu mehr Quantität. Das bedeutet natürlich in der Summe weniger Umsatz.

Um beim Thema Umsatz zu bleiben: wenn mehr Platz an der Messe da ist, sind auch mehr Aussteller. Da aber auch weniger Besucher kamen, verteilt sich der Kuchen einerseits auf die grössere Anzahl Aussteller, aber eben ist der Kuchen auch etwas kleiner. Daher ist meiner Meinung nach der geringere Umsatz pro Aussteller durchaus und plausibel nachvollziehbar. Dazu kommt, dass noch nicht jeder mitbekommen hat, dass die Messe nicht mehr am Bürkliplatz stattfindet und der Weg ins Albisgüetli daher auch etwas aufwändiger ist. Das muss man schon sagen, dass der Ort vorher schon sehr viel zentraler lag. Man sollte der Messe am neuen Standort aber auch einige Zeit einräumen. Ich denke, dass die Besucherzahlen wieder etwas mehr zunehmen könnte, wenn da nicht das nächste Aber kommt: eine zweite Whisky- und Rum-Messe eine Woche vor der Whiskymesse im Albisgüetli.

Im November 2018 gibt es zwei (!!!) Whiskymessen in Zürich

Am Whiskyschiff in Luzern dieses Jahres pfiffen es die Spatzen offiziell vom Dach: es wird dieses Jahr in Zürich zwei Whiskymessen geben.

Beginnen wird das neu geschaffene Whisky- & Rumschiff am Bürkliplatz, das vom 22. – 25. Nov. 2018 durchgeführt werden wird. Ausgerichtet wird dies durch Christian H. Rosenberg, der sich schon 2016 mit der Interspirits in Zürich versuchte. Diese Messe floppte allerdings und war der erste Versuch in Zürich. Dass Herr Rosenberg allerdings auch erfolgreich Whiskymessen veranstalten kann, zeigt die Inter Whisky in Frankfurt.

Eine Woche darauf findet vom 29. Nov. – 1. Dez. 2018 das angestammte Whiskschiff im Trockendock im Albisgüetli statt, durchgeführt von den bisherigen Ausrichtern Martin Monnier und Christian Lauper.

Mein Fazit

Als ich das gehört habe, dachte ich nur „Nein, nicht noch eine Messe mehr!“ Haben wir sowieso schon zu viele Whiskymessen im Lande. Leider ist dieser Trend auch im Ausland wie Deutschland sichtbar. Jede Messe kostet viel Geld und als Verbraucher gehe ich sowieso nicht an jede Messe. Es gibt nur einen Grund dafür: jeder möchte noch ein grösseres Stück vom Kuchen abhaben, vor allem die Distributoren, die so direkt an die Endverbraucher verkaufen können und daher eine höhere Marge haben, als wenn sie ihre Produkte über den Fachhandel oder die Supermärkte verkaufen „müssen“.

Aber dass man innerhalb von nur eineinhalb Wochen in der gleichen Stadt Zürich an zwei Whiskymessen gehen kann, grenzt an Wahnsinn. Ich habe noch Verständnis dafür, wenn der eine oder andere Aussteller mit dem bisherigen Messekonzept nicht einverstanden ist. Die Initiative kam scheinbar von drei Ausstellern, die sich mit dem neuen Messekonzept im Albisgüetli nicht zufrieden zeigten. Dass man dann aber eine zusätzliche Messe veranstaltet, um dem anderen Paroli zu bieten ist meiner Ansicht nach mit gesundem Menschenverstand nicht mehr zu erklären. Vor allem nicht dem Verbraucher, der erwartet hätte, dass man sich zu einem Konsens findet und vielleicht das bestehende Messekonzept nochmals angepasst hätte. Der Messebesucher muss jetzt wählen, wo er allenfalls besser aufgehoben ist, da nur ein Teil der Aussteller das Geld und die Zeit haben werden, um an beiden Messen teilzunehmen. Daher muss der Besucher entweder vorher wählen, wo er sich besser aufgehoben fühlt, oder aber er muss tiefer in die Tasche greifen, weil er auf beide Messen geht.

Das Whisky- & Rumschiff sei für die Aussteller sogar noch teurer, weshalb sich gerade die kleineren Aussteller sehr genau überlegen müssen, was sie machen. Vom einen oder anderen hört man sogar, dass man ganz den beiden Messen fern bleiben will, bis vielleicht eine der Messen als „Sieger“ hervorgeht. Aber im Moment gibt es aus meiner Sicht nur Verlierer. Der Besucher, da er kein so umfangreiches Angebot mehr vorfindet und der Aussteller, der entweder tiefer in die Tasche greifen muss, oder einen Teil der Besucher vermissen wird. So können auf Dauer beide Messen nicht existieren und auch nicht gross expandieren. So wird das nichts, um wieder an die „alten“ Jahre beim Umsatz anknüpfen zu können.

Und wenn man „unbedingt“ schon zwei Messen machen will: warum nicht eine im Spätherbst/Winter und die andere im Frühjahr? Das wäre ja vielleicht noch eine Möglichkeit, die ausgelotet werden könnte.

Man könnte hier noch viel mehr in die Tiefe gehen und über die beiden Messen und Veranstalter schreiben. Aber aus meiner Sicht lohnt sich das nicht. Warten wir ab, was passieren wird. Entweder die neue Whisky- & Rummesse wird wie die Interspirits zu Grabe getragen, oder eine 20 Jahre durchgeführte Whiskymesse, besser bekannt als das Whiskyschiff (Zürich), kann nicht länger existieren. Das beide Messen Bestand haben werden, gerade so knapp hintereinander, glaube ich eher nicht und trägt vor allem nicht positiv zur Whiskybranche bei, die sich sowieso seit Jahren kontinuierlich, eher zum negativen hin, verändert.

Was ist Eure Meinung?

Wie erwähnt ist das Thema seit dem Frühjahr bekannt. Der erste Aufruhr ist vorüber, aber nun kommt die Diskussion wieder in Gange, da die Messebesucher sich langsam fragen, an welche der Messen sie gehen sollen, sofern sie nicht beide Messen besuchen. Doch hier hat sich noch nicht jeder Aussteller entschieden, was er machen wird. Andere wiederum kommunizieren, auf welcher Messe sie stehen werden und geben auch ihre Meinung wider. Somit nimmt die Diskussion um die zwei Zürcher Whiskymessen wieder Fahrt auf, nicht zuletzt, da auch in der Presse der eine oder andere Artikel zu finden ist…

Aber was hältst Du davon und welche Messe willst Du besuchen? Ich freue mich auf Dein Feedback!